In Deutschland leiden etwa 4 Millionen Menschen an Depressionen oder einem Burnout. Weltweit belaufen sich die Schätzungen auf ca. 350 Millionen Menschen. Dennoch wird das Thema eher selten beleuchtet, was mich dazu gebracht hat, in einigen Foren nach potenziellen Gesprächspartnern zu suchen. Ich wurde fündig. Roland ist 44 Jahre alt, und litt einige Jahre unter Depressionen, die von einem Burnout ausgelöst wurden. Hier erzählt er uns davon, wie es zu dem Burnout und den Depressionen gekommen ist und wie er es geschafft hat, sie in den Griff zu bekommen.
„Wie hast du festgestellt, dass du unter einem Burnout leidest? Wie hat es sich angefühlt?“
„Ich kippte um, wie ein Sack voll mit Steinen. War bewusstlos und am nächsten Tag wurde von einer Ärztin ein stressbedingter Hörsturz festgestellt. Fünf Jahre später bekam ich die Diagnose schwere Depressionen. Burnout war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr mein eigentliches Problem. Das ignorierte, verdrängte ich die ganzen Jahre. Die Depressionen zeigten mir die Grenzen meiner Ignoranz auf. Schon zuvor, aber vor allem während dieser 5 Jahre, war mein Leben wahnsinnig anstrengend. Eine ständige Unruhe begleitete mich ebenso, wie dieses Gefühl, dass „irgendetwas“ nicht mit mir stimmt. Ich führte einen Kampf gegen mich selbst, anstatt auf meine Intuition zu achten. Es war eine harte und verschwendete Zeit. “
„Wie ist es zu dem Burnout gekommen?“
„Rückblickend war es eine Mischung aus Überheblichkeit, Stress und einem stumpfsinnigen Kampf gegen mich selbst. Ich dachte, ich könnte und müsste beruflich ein Superstar werden, arbeitete, als hätte ich unendlich viel an Energie zur Verfügung, gab meinem Körper aber nur Müll zu essen. Stressig war auch, dass ich ständig nur in Gedanken war. Was könnte ich noch tun, was müsste ich noch erreichen, was für Zeug möchte ich mir kaufen usw. Ich lebte gegen meine wahre Natur. Ich dachte, ich bräuchte das alles (Status, Erfolg, Besitz). Schließlich stellte sich das als falsch heraus und mein Körper, aber vor allem meine Psyche, drückten die Stopp-Taste.“
„Hättest du das Burnout und anschließende Depressionen vermeiden können, wenn du schon eher auf dich geachtet hättest, Signale ernst genommen hättest?“
„Absolut. Leider verdrängte ich die Signale die mir mein Körper gab. Seit meinem Gehörsturz hatte ich einen nervigen Tinnitus, ständig Kopfschmerzen, war chronisch übellaunig und flippte bei Kleinigkeit immer öfter aus wie ein kleines Kind, dem man sein Spielzeug versteckt hat. Insgeheim spürte ich, dass dieses Leben nicht richtig ist. „Richtig“ im Sinne von passend. Allerdings funktionierte ich weiter, weil ich mich an die gesellschaftlichen Normen hielt: Das Leben ist nun einmal hart, was sagen denn da die Anderen, von nichts kommt nichts usw. Völlig schwachsinnig.“
„War es für dich schwer zu deinem Chef und Kollegen Nein zu sagen?“
„Soweit kam es gar nicht. Ich war derjenige, der die Dinge an sich riss. Wollte ich etwas nicht machen, tat ich es als sinnlos ab und überzeugte dadurch meinen Chef und meine Kollegen davon, dass ich nicht der richtige für diese, meiner überheblichen Meinung nach, sinnlosen Aufgabe war. Ich kam einerseits sehr gut mit meinen Chefs und Kollegen aus, andererseits konnte ich ein richtiges Arschloch sein. Überheblich, in Diskussionen teils aggressiv und arrogant. “
„Wie alt warst du als du das Burnout bekamst und was denkst du wie lange es sich angebahnt hat?“
„Zum Zeitpunkt des Gehörsturzes war ich 33. Schwer zu sagen, wie lange die Anlaufphase dauerte. Da ich in meinem Erwachsenenleben immer schon den Hang zum Superman hatte, also, als der ich wahrgenommen werden wollte, begann diese wohl bereits zehn Jahre zuvor.“
„Gab es weitere Diagnosen, die mit dem Burnout und den Depressionen zusammen hängen?“
„Körperlich litt ich an einer sogenannten Frozen shoulder. Meiner Überzeugung nach ebenfalls ein Warnsignal meines Körpers. Wie der Name sagt, konnte ich meinen Arm nur noch sehr eingeschränkt bewegen. Ein Arzt empfahl mir die sofortige Operation, was ich allerdings ablehnte. Nachdem ich mich meiner psychischen Probleme annahm, wurde auch meine Schulter, unterstützt durch einige Massagen und speziellen Übungen, wieder gesund.
Die entscheidende Diagnose war allerdings die Depressionen. Damit änderte sich alles, schlagartig.“
„Wie ist die familiäre Situation dadurch geworden, war sie evtl. sogar ebenfalls daran beteiligt, dass es zu dem Burnout kam?“
„Ich hatte bis 2012 eine Freundin. Diese Beziehung scheiterte allerdings vordergründig durch das von mir ignorierte Burnout. Ich erwartete von meiner damaligen Partnerin Verständnis und Geduld. Hatte sie auch. Irgendwann ging es allerdings nicht mehr und wir beendeten die Beziehung.
Burnout ist Gift für eine Beziehung. Ich wusste, dass ich mich falsch verhielt, gestand es mir aber nicht ein. Schon gar nicht wollte ich das von jemand anderes hören. Das wertete ich als Provokation und wehrte mich dagegen. Das stellt eine Beziehung vor eine starke Prüfung.“
„Wie ist das Verhältnis zu deinen Eltern und konnten sie dich während der Depressionen unterstützen?“
„Das Verhältnis zu meinen Eltern ist ausgezeichnet. Meine Mutter erwähnte immer wieder, dass ich Raubbau an mir und meinem Körper betrieb. Aber welcher erwachsene Sohn hört schon auf seine Mutter? Sie waren erschüttert, als ich eines Tages heftig zu weinen begann und ihnen gestand, dass ich als Mensch gescheitert war und nun in der Hölle bin. So ähnlich formuliert ich es damals.
Anfangs konnten sie überhaupt nicht damit umgehen, wie denn auch? Depressionen werden gesellschaftlich behandelt, als wäre das etwas, das nur die anderen betrifft. Vorwiegend Menschen, die auch sonst mit Vorurteilen behaftet werden. Nach einigen Wochen waren es allerdings meine Eltern, die mir sehr viel Kraft gaben. Auch wenn sie nicht verstanden, was da wirklich bei mir abging – sie taten, was Eltern nun einmal tun.“
„Hast du eine feste Partnerin, die dich in der Zeit der Depressionen begleitet hat und geblieben ist?“
„Verena, meine Partnerin, lernte ich kennen, als ich den tiefsten Punkten meiner Depressionen bereits hinter mir hatte, aber immer noch genug psychische Probleme vorhanden waren, die eine Beziehung nicht so ohne Weiteres aushält. Allerdings hatte sie selbst schon Erfahrungen mit Depressionen und konnte deshalb die Situation besser einschätzen. Verena ist ein Engel. Nein echt, sie hat mir gezeigt, dass ich nichts oder niemand Besonderer sein muss um liebenswürdig zu sein.“
„Wie lange ist es jetzt her, dass du das erste Mal wegen dem Burnout in der Behandlung warst und wie lange hat es gedauert, bis es dir besser ging?“
„Ich war ab Mitte 2013 in Behandlung (Psychiater) und danach ein paar Mal bei einer Gesprächstherapie. Allerdings steckte ich damals bereits seit etwa einem Jahr in diesem Abgrund. Wichtig für mich war, dass mir Ärzte mal mitteilten, was das überhaupt ist, was mich da traf und mir einige Wege aufzeigten. Aber dass ich etwa ein Jahr später auf dem Weg der Besserung war, damit hatten (in meinem Fall) Ärzte nicht viel zu tun.
Grundsätzlich rate ich allerdings schon dazu, möglichst rasch einen Arzt aufzusuchen, körperliche Symptome abchecken zu lassen und dem Rat der Mediziner zu folgen. Außerdem bin ich der Meinung, dass Medikamente für psychische Stabilität sorgen können. Aber sie heilen nicht. Das kann ich nur selbst tun. Natürlich mit Unterstützung, vielleicht einer Gesprächstherapie (machte ich auch nur kurz). Burnout und Depressionen wollten mir etwas mitteilen. So lange ich das nicht wahrnahm, konnte mir nichts und niemand helfen.“
„Wie sah die Behandlung für dich aus?“
„Der Schulmedizin gab ich mich nur bedingt hin. Diagnose und ein paar hilfreiche Tipps nahm ich an. Allerdings spürte ich, dass ich nicht krank war, was sollte also ein Arzt tun können? Was mir half, war das Schreiben. Die vielen Gedanken und Gefühle zu ordnen, die wie Blitze auftauchen und sofort wieder verschwinden, ehe bereits die Nächsten kommen. Dabei erkannte ich unter anderem, dass ich den Fokus in meinem Leben sehr stark auf das Außen legte (Besitz, Geld, Status), aber nicht darauf hörte, was ich dabei empfand.
Dadurch wurde mir auch bewusst, dass niemand daran Schuld hatte, nicht einmal ich. Ich hab’s halt probiert, ging schief. Ich war also nicht das Opfer, sondern mein eigener Täter und musste nun Verantwortung für mich und mein Scheitern übernehmen. Das war die Basis für meinen Weg raus aus meinem Abgrund.“
„Wie hat sich dein Leben nach dem Burnout entwickelt?“
„Burnout ist meiner Überzeugung nie richtig weg. Burnout ist wie Herpes. Es ist in mir, bin ich unvorsichtig, falle also in alte Denk- und Verhaltensmuster zurück, bricht dieser Virus aus. Das zu wissen ist wichtig für mein Leben, seitdem ich in diesem Abgrund steigen musste. Mittlerweile bin ich sehr achtsam und „höre“ automatisch auf Signale, die ich wahrnehme.
Ein Beispiel: Stehen mehrere Dinge an, die ich zu erledigen habe und verspüre dabei so etwas wie Stress oder ein nerviges Gefühl in mir aufsteigen, schalte ich sofort auf „Pause“. Ich mache dann das, was ich nicht gerne mache, aber erledigt werden muss, sofort. Bei allem anderen stelle ich mir die Frage, warum ich das nicht gerne mache. Ist es vielleicht nicht das Richtige in meinem Leben, möchte ich damit aufhören, was müsste ich ändern, dass es kein negatives Gefühl in mir auslöst? Alltägliche Tätigkeiten, wie Wäsche waschen, einkaufen und dergleichen nehme ich davon aus. Das erledige ich, ohne großartig darüber nachzudenken. Alleine dadurch wurde mein Leben wesentlich entspannter!“
„Was hat dir am meisten dabei geholfen, wieder zu dir zu finden?“
„Einerseits die Menschen in meinem Leben. Sie zeigten mir, dass ich nichts Bestimmtes tun muss, damit sie mich lieben. Die Beziehung zu meiner Familie und meinen Freunden wurde noch inniger. Andererseits das Schreiben. Als ich begann, meine Gefühle und Gedanken brutal ehrlich aufzuschreiben, lag mein Scheitern schwarz auf weiß vor mir. Und genau das waren die Punkte, an denen ich ansetzen musste. Ich stellte fest, dass ich jahrelang meinem Verstand folgte. Ich traf Entscheidungen ausschließlich auf Basis dessen, was ich an Informationen zur Verfügung hatte. Mein Bauchgefühl, meine Intuition blendete ich praktisch vollkommen aus. Das änderte ich, drehte den Spieß um und „spürte“ mich in Themen hinein, die gerade anstanden.“
„Wie hat sich dein Leben im Gegensatz zu damals entwickelt?“
„Mir geht es heute sehr gut. Niemals zuvor in meinem Leben war ich derart im Reinen mit mir selbst. Das Burnout, die Depressionen spülten den ganzen Müll, den ich über Jahrzehnte ansammelte, weg und schafften Platz für die Gestaltung einer persönlichen Weiterentwicklung. Früher war ich hektisch, ungeduldig, voll auf dem Karrieretrip, ständig unzufrieden mit mir selbst, verspürte nur Mangel. Mangel an Geld, an Status, an Besitz, Mangel an Aufmerksamkeit und all den herrlichen Dingen, von denen ich voraussetzte, dass sie mir zustanden.
Heute lebe ich danach, was ich wirklich brauche. Und das ist ganz wenig, insbesondere in materieller Hinsicht. Mein Leben ist heute einfacher, reduzierter, übersichtlicher und spielt sich in der Gegenwart ab. Mit der Vergangenheit schloss ich ab, die Zukunft kommt sowieso. Nur jetzt bin ich handlungsfähig und nur jetzt kann ich das Leben erleben. Alles andere ist eine Illusion. Das ist ein ganz zentraler Punkt in meinem Leben im Gegensatz zu früher.“
„Würdest du deinem Leben heute einen anderen Wert zuschreiben als damals?“
„Von einem „Wert“ möchte in diesem Zusammenhang nicht sprechen. Mein Leben ist heute echt. Ich laufe nichts und niemanden mehr hinterher, keiner Sache, keinem Menschen, keiner Anerkennung und auch keiner Karriere. Ich folge der Tatsache, dass dies mein einziges Leben ist, das ich haben werde und das ich niemandem gegenüber verpflichtet bin, außer mir selbst. Das mag egoistisch klingen, und das ist es auch. Kein Egoismus, bei dem mir alles und jeder egal ist, im Gegenteil.
Erst wenn ich mit mir selbst im Reinen bin, kann ich für andere da sein, aus freien Stücken, voller Energie und Ehrlichkeit.
Mit gesellschaftlichen Konventionen habe ich ebenso gebrochen wie mit Politik, Nachrichten und sonstigen Standards, die weiß Gott wer irgendwann mal definiert hat. Ich mache mein eigenes Ding und lass mir von niemandem einreden, was möglich oder was richtig ist. Gegenüber früher lebe ich dadurch sehr viel entspannter, ohne Sorgen und Ängste. Ich habe Spaß, genieße mein Jetzt und blicke mit einem Lächeln nach vorne.
Mehr über Roland könnt ihr hier erfahren: https://burnoutside.com/
Evtl. auch interessant: https://blickwinkelmensch.de/borderline-was-in-erkrankten-wirklich-vorgeht/
Sehr wichtiger Artikel – und grossartiges Interview! Chapeau! Danke für all Eure Beiträge, die in den Medien viel mehr und öfter Beachtung finden sollten… das ist „wesentlicher“ Journalismus.
Danke, das freut uns sehr.
Ich habe diesen sehr guten Artikel mal auf einer Seite für Betroffene geteilt.
das freut uns 🙂
Ein wirklich guter Artikel. Offen. Ehrlich. Und doch fehlt mir so ein wenig der Kampf. Alles, was Roland schreibt, stimmt. Aber es wirkt doch eher wie ein längerer Spaziergang, als nach dieser tiefen Krise, diesem mühsamen Kampf ins Leben zurück. Trotzdem vielen Dank dafür!!!
Ein sehr guter Artikel, dessen Verlauf mich zugegeben etwas leicht ärgerlich zurücklässt. Es liest sich wie im Film: Optimale Rahmenbedingungen mit klassischem Happy End. Bitte nicht falsch verstehen, ich freue mich für Roland, dass es ihm heute wieder gut geht. Bei mir hingegen ist es ein Kampf gegen Windmühlen.
So unähnlich sind unsere Auslöser gar nicht, nur dass ich nie ein beruflicher Superstar werden wollte, sondern verzweifelt versuchte die Familie nach Erkrankung meiner Mutter über Wasser zu halten, Stalkingattacken des Ex-Freundes meiner Mutter abwehren musste, mit drei Jobs noch nebenher die Fachhochschulreife absolvierte und anschließend über Jahre versuchte eine Lehrstelle zu bekommen. Ich stecke bereits seit rund zehn Jahren bis zum Hals in Burnout, Depressionen und allen nur denkbaren Begleiterscheinungen. Ich war damals 21, es begann mit Tinnitus und steigerte sich bis heute in totale Erschöpfungszustände, Gewichtsverlust, tagelanger Schlaflosigkeit, Panikattacken bis hin zu Lähmungen.
Selbstverständlich habe ich mich in Therapien begeben. Mehr als Sprücheklopfereien habe ich dort nie erfahren. „Warum können Sie nicht einfach glücklich sein?“ – „Ach, das kann doch gar nicht sein“ – „Sie sind doch noch so jung, das bilden Sie sich bloß ein“. Irgendwann kam ich in eine Akutklinik nach einem Zusammenbruch. Auf Details und Diagnosen möchte ich gar nicht so genau eingehen, sonst wird der Beitrag nur noch länger. Es lief auf eine Arbeitszeitreduzierung und eine eilende Reha hinaus. Tja, und beides wurde nicht bewilligt. Aus eigener Kraft kann ich ersteres auch nicht tragen, also weiter im Hamsterrad.
Anfangs unterstützten mich noch Freunde, mit Ratschlägen und auch finanziell. Doch Stück für Stück bröckelten sie weg. Ich hatte irgendwann keine Kraft mehr, mich mal mit irgendjemandem zu treffen, auf Geburtstage zu gehen usw. Sage ich meinem Chef „Nein“, wird er mir mit der Kündigung drohen. Durch Panikattacken, öfter mal umkippen und anderes, bin ich derzeit froh, überhaupt noch einen Job zu haben. Bei jedem Kollaps stellen die Doktoren fest, organisch fehlt mir überhaupt nichts! Mit meinen Kollegen möchte ich gar nicht anfangen. Als einzige Vollzeitkraft in der Firma, während die Damen und Herren Kollegen ab 12 Uhr Feierabend haben, bin ich „der faule“. „Ach, haben Sie mal wieder keinen Bock? Nehmen Sie doch Überstunden, bevor Sie dann wieder umkippen“.
Vor dem letzten Zusammenbruch Anfang 2017 habe ich glatte fünf Tage keine Minute schlafen können (trotz Medikation, die aber nur Antidepressiva sind. Um Schlafmittel bettle ich seit Jahren). Ich hatte Halluzinationen von farbigen Gestalten, die mich seitlich angreifen und einen Gewichtsverlust von fast 40kg ohne Diät o.ä. (bin „Frustfresser“, hatte die meiste Zeit meines Lebens Übergewicht – rund 110kg, heute noch ca. 70). Laut meinen Ärzten, auch denen die über Jahre immer mal wieder mein Übergewicht bemängelten; „kann das gar nicht sein“. Letztendlich geriet ich in die Fänge eines richtigen hochdekorierten Therapeuten, top-bewertet überall: „Was Ihnen fehlt, ist die Liebe zu Gott und Jesus im Herzen!“. Muss ich mehr erzählen? Einen noch: „Holen Sie sich eine Freundin und lassen Sie es sich mal richtig besorgen“.
Als Fazit kann ich nur sagen, dass zehn Jahre Therapie die Gesamtsituation eher noch verschlimmert haben und ich im Endeffekt dieses dumme Gefasel auch einfach nicht mehr ertragen kann. Inzwischen sind mir einfachste Tätigkeiten so zu viel, dass ich mich nach kürzester Zeit schon hinlegen muss. Eine Reha ist beantragt, einige Widersprüche laufen, viel Hoffnung setze ich da aber nicht rein und bis jetzt kann ich sowieso nur warten und nochmals warten. Für mich, im hier und jetzt kann ich nur hoffen, dass alle weiteren Folgen gegen die ich seit Jahren verzweifelt und sinnlos versuche anzukämpfen, nicht irgendwann im Rollstuhl oder Pflegeheim enden.